Das Schlimmste an jeder Angststörung ist nicht etwa die spezifische Angst, sondern die Angst davor. Für Nichtbetroffene ist das sehr schwer nachzuvollziehen, aber wer eine Angststörung hat, der kennt vor allem auch die Angst vor der Angst.
Tatsächlich ist es so, dass die Panik- bzw. phobische Attacke selbst schon extrem unangenehm ist und die Betroffenen regelmäßig in ein Stadium der Schockstarre versetzt, aber die Angst und die damit verbundene Vermeidung ist das eigentlich Schlimme und vor allem das, was dem Leben der Betroffenen die Qualität entzieht.
Wie kommt es eigentlich zu dieser Angst vor der Angst? Das ist einfacher erklärt, als man vermuten mag. Grund dafür ist die Evolution! Ohne Angst wäre die Menschheit wohl schon ausgestorben. Die der Situation entsprechende Angst ist überlebenswichtig. Wer bei einem Angriff von einem wilden Tier z.B. nicht sofort in Panik ausbricht und sich schnell in Sicherheit bringt, der wird diese Begegnung nicht überleben. Deshalb sitzt die Angst auch so tief und deshalb ist die Angstreaktion auch so heftig. Der ganze Körper wird schlagartig in Alarmbereitschaft versetzt.
Bei der Angstentstehung im Körper spielen unterschiedliche Gehirnbereiche eine Rolle. Das emotionale Zentrum des Gehirns, scheint aber nach dem bisherigen Erkenntnisstand der Knotenpunkt bei der Angstentstehung zu sein. Der entstehende Angstreiz setzt einen Prozess in Gang, der über Hormonausschüttungen wie unter anderem Adrenalin, Cortisol und Dopamin zu den Angst prägenden Körperreaktionen, wie Herzrasen, steigender Blutdruck, flache beschleunigte Atmung, Schweißausbruch und Pupillenverengung, führt. Diese Reaktion MUSS so heftig sein, weil man sich halt blitzschnell bewegen muss.
Wenn man z.B. an einer bestimmten Stelle im Wald einmal ein wildes Tier getroffen hat, wird man diese Stelle künftig weiträumig umgehen. Vermeidung ist also völlig vernünftig. Wenn man sich aber vor lauter Angst nicht mehr in den Supermarkt, in den Aufzug oder die U-Bahn traut, dann ist diese Vermeidung “unvernünftig”. Allerdings weiß der Körper das nicht! Der reagiert völlig richtig, weil die “Gefahr” als solche genauso empfunden wird. Ob eine Gefahr “echt” oder “unecht” ist, weiß der Körper nicht. Die Angst vor der Angst ist also für sich genommen vollkommen ok.
Wenn man das erstmal verstanden hat, dann kann man sich vielleicht auch der nächsten Frage stellen, nämlich der, wie man die Angst vor der “unvernünftigen” Angst wieder los wird.
Aber das ist ein anderes Thema!
Das in diesem Artikel verwendete Foto stammt von Claus Rebler
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